FREIE WALDORFSCHULE DRESDEN
Marienallee 5 in Dresden-Neustadt
ERWEITERUNG UND UMBAU
Hauptgebäude und Übungsschule
TILLE & STETZLER ARCHITEKTEN  
Aufgabenstellung  
0 Start
1 Planungsbeteiligte
2-4 Einführung
5-14 Pläne
15-17 Erläuterungen
18-21 Fachplanung
22-23 Fotodokumentation
24 Impressum
2 Zusammenfassung Entwurfsplanung
3 Aufgabenstellung und Raumprogramm
4 Städtebauliche Einbindung
 
     

Raumprogramm und Raumbedarf

In der Freien Waldorfschule Dresden werden in A- und B-Zug unterschiedliche pädagogische Konzepte realisiert, wodurch sich teilweise auch unterschiedliche Pausenzeiten ergeben.
Die Unterrichts und Nebenräume der beiden Züge sollten daher so weit wie möglich in sich geschlossen angeordnet werden. Beiden Zügen gemeinsam ist der auf den gesamten Tag ausgedehnte Unterricht einer Ganztagsschule.

Der Aufbau des B-Zuges wurde im Jahr 1998 mit einer 1. Klasse begonnen. Diese Schüler werden ab Sommer 2005 die 8. Klasse besuchen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird somit die Schülerzahl von derzeit ca. 570 Schülern auf gesamt etwa 700 Schüler anwachsen.

Aufgrund akuter Raumnot nutzt die Waldorfschule bereits seit Sommer 1997 einen Teil der Räumlichkeiten im Hauptgebäude Marienallee 5. Nach Beendigung des Schulbetriebs des Hauptnutzers, der 01. Mittelschule, konnte im Sommer 2004 per Erbpachtvertrag das gesamte Hauptgebäude sowie auch die Übungsschule übernommen werden.

Nicht alle derzeit vorhandenen Räume stehen auch als Unterrichtsräume zur Verfügung. Insbesondere die Räumlichkeiten im Dachgeschoss der Übungsschule können aufgrund Fehlen eines zweiten baulichen Rettungsweges nur als Nebenräume ohne Aufenthaltsraum-Qualitäten genutzt werden. Ohne Umbaumaß nahmen kann der zukünftige Raumbedarf einer zweizügigen Waldorfschule mit ihrem umfangreichen Angebot an Kursen nicht erfüllt werden. Zur dauerhaften Sicherstellung des Schulbetriebes ist somit die Schaffung bzw. die brandschutztechnische Ertüchtigung weiterer Räume unumgänglich.

Die von TILLE & STETZLER ARCHITEKTEN in der ersten Jahreshälfte 2005 erarbeitete Vorentwurfsplanung basiert ebenso wie das hiermit vorgestellte Entwurfskonzept weitestgehend auf dem Rahmenraumprogramm mit Stand November 2004, wie es zusammen mit dem Antrag auf Fördermittel für das Untergeschoss Hauptgebäude bei den Förderbehörden eingereicht wurde.

Bauzustand Hauptgebäude

Das heutige Erscheinungsbild des Hauptgebäudes an der Marienallee mit Stilelementen der Sechsiger Jahre lässt kaum ahnen, dass das Gebäude bereits zur Gründerzeit des 19. Jahrhundert errichtet wurde. Aufgrund der damaligen Nutzung als Seminargebäude für angehende Lehrer finden sich heute für eine Schule relativ kleine Zimmer von 40 bis 45 m². Für Klassen von 30 Schülern sind diese zu klein, für Kurse mit 15 bis 20 Schülern dagegen ausreichend.

Im Rahmen der Umbaumaßnahme 1961 transformierte man das Gebäude in ein Schulgebäude mit großen Pausenhallen in Erd- und Obergeschoss. Die ursprüng
lich an der Ostfassade gelegene Treppe verlegte man dafür nach Westen. Balkone und Zierelemente aus Sandstein an der Westfassade wurden entfernt, die Fensteröffnungen wurden zum Teil verkleinert oder geschlossen.

Die Größe der ehemaligen Seminarräume wurde damals nur geringfügig geändert, sodass heute die meisten Räume noch immer nur 40 bis 44 m² umfassen. Gemäß heutiger Maßstäbe bieten Räume dieser Fläche Platz für 20 bis 22 Schüler.

Außen- und Innenwände des Gebäudes bestehen größtenteils aus traditionellem massivem Ziegelmauerwerk mit gutem Luftschall-Widerstand. An den Treppenhäusern sorgt eine großflächige Verglasung aus Glasbausteinen zwar für gute Tageslichtverhältnisse, es fehlen jedoch Blickbeziehungen zum Außenraum mit seinem schönen Baumbestand sowie Lüftungsöffnungen.

Die Decken des Hauptgebäudes sind Stahlbeton-Element-Decken (Ackermann- Decken) mit Estrich ohne schalldämmende Trennung, dies ergibt teilweise eine erhebliche Trittschallübertragung aus dem darüberliegendem Geschoss.

Das ursprüngliche Mansardgeschoss mit darüberliegendem Walmdach, die aufwändig gestalteten Zeltdächer über dem südlichen und nördlichen Treppenaufgang sowie das mittenbetonende dritte Obergeschoss des Mittelrisalits wurden im II. Weltkrieg beschädigt und in den Sechziger Jahren gänzlich rückgebaut. Seitdem wird der gesamte Baukörper durch ein geringfügig geneigtes Flachdach aus Ortbeton bzw. Fertigteilen überdeckelt, welches auch die Deckenuntersicht des 2. Obergeschosses bildet. Kältebrücken sowie Risse im Beton erfordern eine grundsätzliche Sanierung.

Die Flure sind zu den Treppenhäusern größtenteils offen, unter Aspekten des vorbeugenden Brandschutzes ist hier eine Trennung dringend notwendig.

In Regie des Schulverwaltungsamtes und zuletzt auch der Freien Waldorfschule Dresden e.V. erfolgten zwar binnen der vergangenen vier Jahrzehnte diverse Instandsetzungsarbeiten, darunter als größere Maßnahme die Erneuerung der Heizungskessel Anfang der Neunziger Jahre. Insgesamt gesehen entsprechen Baukonstruktion und Gestaltung des Hauptgebäudes jedoch noch weitgehend dem Stand nach der letzten großen Umbaumaßnahme im Jahr 1961.

Die Räume im bisherigen Kellergeschoss werden im Rahmen eines ersten Bauab
schnittes im Sommer 2005 aufgewertet durch Abgraben des anstehenden Erdreiches und Vergrößerung der bisherigen Oberlichte durch Herunteschneiden der Brüstungen.

Bauzustand Übungsschule

Die Grundrisse der Übungsschule (hier übten die angehenden Lehrer der Gründerzeit ihre Lehrtätigkeit) sind noch weitgehend im Erstellungszustand erhalten. Das Gebäude mit einer schönen Gusseisentreppe steht heute unter Denkmalschutz.

Die Außen- und Innenwände der Übungsschule sind in massivem Ziegelmauerwerk errichtet. Leibungen, Brüstungen und Zierelemente aus Sandstein prägen die Fassade des ansonsten geputzten Gebäudes. Im Gebäude finden sich überwiegend noch die ursprünglichen Holzbalkendecken.

Unter Aspekten des Brandschutzes ist die derzeitige Situation mit einem Treppenhaus nicht akzeptabel, notwendig ist die Schaffung eines zweiten baulichen Rettungsweges.

Notwendige Sanierung der Gebäude

Insgesamt erfüllen weder Grundrisse noch Technische Installation beider Gebäude die heutigen Anforderungen. Die energetische Bilanz ergibt unter ökologischen und ökonomischen Aspekten einen dringenden Handlungsbedarf. Die Haustechnik ist im Sinne eines verantwortlichen, wirtschaftlichen Umgangs mit Ressourcen und Energie erneuerungsbedürftig.

Die sachlich-nüchterne Außen- und Innen­wirkung des Hauptgebäudes entspricht nicht heutigen Anforderungen an zeitgemäße Lehranstalten, geschweige denn dem anthroposophischen Anspruch an die Gestaltung von Baukörpern und Innenräumen.

Belange des Brandschutzes bedürfen dringend der Berücksichtigung. Durch das Ingenieurbüro F.-D.Schmidt, Dresden, wurde hierzu ein Brandschutzkonzept (siehe Anlage) erstellt, welchem zufolge in beiden Gebäuden Brandschutztüren einzubauen und in der Übungsschule ein zweiter baulicher Rettungswege zu schaffen ist.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Hauptgebäude Marienallee, 2005

 

 


Treppenhausverglasung, 2005

 

 

 

 

 

 

 

 


Übungsschule, 2005

 

 
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