Raumprogramm und Raumbedarf
In der Freien Waldorfschule Dresden werden in A- und B-Zug
unterschiedliche pädagogische Konzepte realisiert, wodurch
sich teilweise auch unterschiedliche Pausenzeiten ergeben.
Die Unterrichts und Nebenräume der beiden Züge sollten
daher so weit wie möglich in sich geschlossen angeordnet
werden. Beiden Zügen gemeinsam ist der auf den gesamten
Tag ausgedehnte Unterricht einer Ganztagsschule.
Der Aufbau des B-Zuges wurde im Jahr 1998 mit einer 1. Klasse
begonnen. Diese Schüler werden ab Sommer 2005 die 8.
Klasse besuchen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre
wird somit die Schülerzahl von derzeit ca. 570 Schülern
auf gesamt etwa 700 Schüler anwachsen.
Aufgrund akuter Raumnot nutzt die Waldorfschule bereits seit
Sommer 1997 einen Teil der Räumlichkeiten im Hauptgebäude
Marienallee 5. Nach Beendigung des Schulbetriebs des Hauptnutzers,
der 01. Mittelschule, konnte im Sommer 2004 per Erbpachtvertrag
das gesamte Hauptgebäude sowie auch die Übungsschule
übernommen werden.
Nicht alle derzeit vorhandenen Räume stehen auch als
Unterrichtsräume zur Verfügung. Insbesondere die
Räumlichkeiten im Dachgeschoss der Übungsschule
können aufgrund Fehlen eines zweiten baulichen Rettungsweges
nur als Nebenräume ohne Aufenthaltsraum-Qualitäten
genutzt werden. Ohne Umbaumaß nahmen kann der zukünftige
Raumbedarf einer zweizügigen Waldorfschule mit ihrem
umfangreichen Angebot an Kursen nicht erfüllt werden.
Zur dauerhaften Sicherstellung des Schulbetriebes ist somit
die Schaffung bzw. die brandschutztechnische Ertüchtigung
weiterer Räume unumgänglich.
Die von TILLE & STETZLER ARCHITEKTEN in der ersten Jahreshälfte
2005 erarbeitete Vorentwurfsplanung basiert ebenso wie das
hiermit vorgestellte Entwurfskonzept weitestgehend auf dem
Rahmenraumprogramm mit Stand November 2004, wie es zusammen
mit dem Antrag auf Fördermittel für das Untergeschoss
Hauptgebäude bei den Förderbehörden eingereicht
wurde.
Bauzustand Hauptgebäude
Das heutige Erscheinungsbild des Hauptgebäudes an der
Marienallee mit Stilelementen der Sechsiger Jahre lässt
kaum ahnen, dass das Gebäude bereits zur Gründerzeit
des 19. Jahrhundert errichtet wurde. Aufgrund der damaligen
Nutzung als Seminargebäude für angehende Lehrer
finden sich heute für eine Schule relativ kleine Zimmer
von 40 bis 45 m². Für Klassen von 30 Schülern
sind diese zu klein, für Kurse mit 15 bis 20 Schülern
dagegen ausreichend.
Im Rahmen der Umbaumaßnahme 1961 transformierte man
das Gebäude in ein Schulgebäude mit großen
Pausenhallen in Erd- und Obergeschoss. Die ursprüng
lich an der Ostfassade gelegene Treppe verlegte man dafür
nach Westen. Balkone und Zierelemente aus Sandstein an der
Westfassade wurden entfernt, die Fensteröffnungen wurden
zum Teil verkleinert oder geschlossen.
Die Größe der ehemaligen Seminarräume wurde
damals nur geringfügig geändert, sodass heute die
meisten Räume noch immer nur 40 bis 44 m² umfassen.
Gemäß heutiger Maßstäbe bieten Räume
dieser Fläche Platz für 20 bis 22 Schüler.
Außen- und Innenwände des Gebäudes bestehen
größtenteils aus traditionellem massivem Ziegelmauerwerk
mit gutem Luftschall-Widerstand. An den Treppenhäusern
sorgt eine großflächige Verglasung aus Glasbausteinen
zwar für gute Tageslichtverhältnisse, es fehlen
jedoch Blickbeziehungen zum Außenraum mit seinem schönen
Baumbestand sowie Lüftungsöffnungen.
Die Decken des Hauptgebäudes sind Stahlbeton-Element-Decken
(Ackermann- Decken) mit Estrich ohne schalldämmende Trennung,
dies ergibt teilweise eine erhebliche Trittschallübertragung
aus dem darüberliegendem Geschoss.
Das ursprüngliche Mansardgeschoss mit darüberliegendem
Walmdach, die aufwändig gestalteten Zeltdächer über
dem südlichen und nördlichen Treppenaufgang sowie
das mittenbetonende dritte Obergeschoss des Mittelrisalits
wurden im II. Weltkrieg beschädigt und in den Sechziger
Jahren gänzlich rückgebaut. Seitdem wird der gesamte
Baukörper durch ein geringfügig geneigtes Flachdach
aus Ortbeton bzw. Fertigteilen überdeckelt, welches auch
die Deckenuntersicht des 2. Obergeschosses bildet. Kältebrücken
sowie Risse im Beton erfordern eine grundsätzliche Sanierung.
Die Flure sind zu den Treppenhäusern größtenteils
offen, unter Aspekten des vorbeugenden Brandschutzes ist hier
eine Trennung dringend notwendig.
In Regie des Schulverwaltungsamtes und zuletzt auch der Freien
Waldorfschule Dresden e.V. erfolgten zwar binnen der vergangenen
vier Jahrzehnte diverse Instandsetzungsarbeiten, darunter
als größere Maßnahme die Erneuerung der Heizungskessel
Anfang der Neunziger Jahre. Insgesamt gesehen entsprechen
Baukonstruktion und Gestaltung des Hauptgebäudes jedoch
noch weitgehend dem Stand nach der letzten großen Umbaumaßnahme
im Jahr 1961.
Die Räume im bisherigen Kellergeschoss werden im Rahmen
eines ersten Bauab
schnittes im Sommer 2005 aufgewertet durch Abgraben des anstehenden
Erdreiches und Vergrößerung der bisherigen Oberlichte
durch Herunteschneiden der Brüstungen.
Bauzustand Übungsschule
Die Grundrisse der Übungsschule (hier übten die
angehenden Lehrer der Gründerzeit ihre Lehrtätigkeit)
sind noch weitgehend im Erstellungszustand erhalten. Das Gebäude
mit einer schönen Gusseisentreppe steht heute unter Denkmalschutz.
Die Außen- und Innenwände der Übungsschule
sind in massivem Ziegelmauerwerk errichtet. Leibungen, Brüstungen
und Zierelemente aus Sandstein prägen die Fassade des
ansonsten geputzten Gebäudes. Im Gebäude finden
sich überwiegend noch die ursprünglichen Holzbalkendecken.
Unter Aspekten des Brandschutzes ist die derzeitige Situation
mit einem Treppenhaus nicht akzeptabel, notwendig ist die
Schaffung eines zweiten baulichen Rettungsweges.
Notwendige Sanierung der Gebäude
Insgesamt erfüllen weder Grundrisse noch Technische
Installation beider Gebäude die heutigen Anforderungen.
Die energetische Bilanz ergibt unter ökologischen und
ökonomischen Aspekten einen dringenden Handlungsbedarf.
Die Haustechnik ist im Sinne eines verantwortlichen, wirtschaftlichen
Umgangs mit Ressourcen und Energie erneuerungsbedürftig.
Die sachlich-nüchterne Außen- und Innenwirkung
des Hauptgebäudes entspricht nicht heutigen Anforderungen
an zeitgemäße Lehranstalten, geschweige denn dem
anthroposophischen Anspruch an die Gestaltung von Baukörpern
und Innenräumen.
Belange des Brandschutzes bedürfen dringend der Berücksichtigung.
Durch das Ingenieurbüro F.-D.Schmidt, Dresden, wurde
hierzu ein Brandschutzkonzept (siehe Anlage) erstellt, welchem
zufolge in beiden Gebäuden Brandschutztüren einzubauen
und in der Übungsschule ein zweiter baulicher Rettungswege
zu schaffen ist.
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